BELGRAD – s/t (CD)
Sonderpreis! Ein außergewöhnliches Album in der Post-Punk-Schneise, das nicht unbedingt gerade gut gelaunt daherkommt, sondern mit Unbehaglichkeitsgefühlen konfrontiert, dahin geht, wo es auch mal weh tut und in seiner Attitüde den Zeitgeist kratzt. Das Debutalbum des Band-Projekts, das Anfang 2015 von Musikern aus der Diaspora von Stalin vs. Band, Dikloud, Slime, Torpedo Moskau, Kommando Sonnenmilch etc. auf einer mehrwöchigen Osteuropareise gegründet wurde, fällt aus dem Rahmen, weil es sich ohne Leichtigkeit über die spezielle Art der Texte einprägt. Die textlich aufwühlenden Song-Reisen gehen in Nicht-Komfortzonen wie graue Kriegsgreuel ("Osten"), Menschenphobien ("Eisengesicht"), Flüchtlingsbewegungen ("Westen") bis zu persönlicheren, desillusionierten Beziehungssongs, die die Wahrheit hinter den Masken des Lebens verbalisieren und in denen auch mal eine gewisse Bitterkeit mitschwingt. Musikalisch abwechslungsreich, tight und auf den Punkt gebracht, in einem düsteren Rahmen jenseits von New Wave, Postpunk und 80er-Pop verortet, mit öfters auch melancholischen Gitarren-Untertönen, geschickt die Atmosphäre verstärkenden Field Recordings und elektronischen Effekten und der direkten wie charismatischen Ausdrucksform von Rosenkranz und Leopoldowitsch, die gekonnt die Klippen des Pathos umschifft haben. *Zeitstrafe.
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