BALDRUIN – mosaike der imagination (LP Vinyl)
Spektakuläres, eigenwilliges Werk von Johannes Schebler, alias Baldruin, der sich mit elektronischen MItteln alter deutscher Voksmusik annähert. Verwirrende erzählerische Wendungen, hohe Dramatik und komplizierte Delikatesse machen "Mosaike der Imagination" von Anfang an zu einem fesselnden Hörerlebnis, wenn barocke Atmosphären und heruntergekommene Trommeln mit taktilem Saitenzupfen und nadelspitzenartiger Synthese in einem maßgeblichen Brückenschlag zwischen altertümlichen und hypermodernen Klangsensibilitäten ineinandergreifen. Scheblers Katalog als Baldruin ist umfangreich und reicht bis in die späten 00er Jahre zurück. Er hat viele Kassettenalben auf angesehenen Underground-Labels wie SicSic, A Giant Fern und Lullabies For Insomniacs veröffentlicht. Inzwischen ist seine Arbeit als Teil einer breiteren Bewegung experimenteller elektronischer Musik in Deutschland anerkannt, die sich von Folk-Traditionen inspirieren lässt, wie auf der essentiellen Bureau B-Compilation Gespensterland aus dem letzten Jahr dokumentiert. Neben seiner Soloarbeit arbeitet Schebler auch mit Jani Hirvonen als Grykë Pyje (mappa) zusammen, und beide kollaborieren mit Paul Wilson als Yayoba (Not Not Fun). Christian Schoppik vom führenden Dark-Folk-Projekt Brannten Schnüre schließt sich ihm als Freundlicher Kreisel (STROOM) an. Es ist eine verworrene, faszinierende und beschwörende Klangwelt. Keine zwei Tracks auf dem Album folgen dem gleichen Muster oder der gleichen Palette, ob sie nun durch die Giallo-Synthie-Wellen und Post-Rock-Klangbögen von 'Stimme des Wegelagerers' gleiten oder miasmatische Beschwörungen durch flackernde Flammen auf 'Aus dem Feuer, aus dem Licht' buchstabieren. "Hinein, hinaus, hinüber" dreht sich um meditative Schlagzeug-Mantras und kaskadenartige melodische Phrasierungen, dicht geschichtet und zielstrebig weiterentwickelt. Gemeinsam hindurch" wechselt zwischen rauschenden Streichern und Pizzicato-Zupfen in einem rein romantischen Ausdruck von Orchestrierung, "Mit verbundenen Augen" ist eine verwirrende Chorgesangsstudie und "Im Sternstrom" schwelgt in ekstatischen Synthesizer-Arpeggios. Nichts lässt sich vorhersagen, außer der Lebendigkeit und Klarheit von Scheblers Vision. Eine Vision, die sich auch auf das Frontcover von Mosaike der Imagination erstreckt - ein prächtiger Wandteppich des finnischen Künstlers Jan Anderzén, mit einem ansprechenden Design und Layout von Schebler, das die hintere Hülle ziert. Abseits der gemütlichen Tagträumereien, die einen Großteil des Quindi-Outputs ausmachen, frönt Mosaike der Imagination der Vorliebe des Labels für Raffinesse in einem verrückten, faszinierenden neuen Rahmen aus dem Herzen einer aufregenden Bewegung in der experimentellen Folkmusik. *Quindi