DIETER ZOBEL – mez 31,00 (CD, LP Vinyl)
Das Freie Orchester, 1985 hervorgegangen aus der sogenannten Komplexbrigade, war ein herausragend wildes Eigengewächs vom Prenzlauer Berg, das eher abseits der bekannteren Szene spross. Jeglicher Progressiv-Tendenz gegenüber offen, dabei mit hoher Affinität zur Krauterei, nicht zuletzt a la Can, und zudem gestählt vom international auftrumpfenden DDR Free Jazz, wie er bei Jazz in der Kammer oder im Keller des Kreiskulturhauses Treptow zu hören war, ging es das Orchester besonders frei an: alles war improvisiert. Allerdings unter höchstem sprachspielerischem Unernst, bei aller ernsthaften Soundsuche. An der sich Dieter Zobel, der zuvorderst DFO-Gitarrist war, mit allerlei Eigenbau-Instrumenten beteiligte, als deren Schöpfer er bereits jener Tage den Markennamen Leboz lancierte. Entsprechend dem Eigendynamiken entwickelnden exaltierten DFO-Sprech taufte er diese Gerätschaften beispielsweise Sadophon und Masophon oder Metallic Noise Masturbator, was aber nur bedingt Ahnungen der bizarr schillernden Klangfarben erlaubt. Die vorliegende "MEZ 31,00" allerdings wurde eher herkömmlich hergestellt, nämlich mit dem Yamaha CX5M. Gekauft mit Westgeld aus dem Erbe seiner Oma und Operationsbasis für noch ein weiteres Zobel-Krötentape namens "Moschus". Was auch insofern erwähnenswert ist, als dass er das Gerät an sich eher unangenehm in Erinnerung hat. Zobel, der damals von Minimal Music im Stil von Steve Reich und Terry Riley fasziniert war und es heute noch ist, nahm sich aber mit der "unsäglichen Maschine" der Kompositionsmethoden jener verehrten Meister an und legte mehrere Schleifen der gleichen Sequenz mit unterschiedlicher Länge übereinander. Was eine konzentrierte Art Polyrhythmik ergab, die Eingeweihte auch an japanischen Ambient der gleichen Zeit erinnern kann, wie z.B. die frühen Alben von Hiroshi Yoshimura oder Yasuaki Shimizus "Music For Commercials". *Bureau B