G.RAG/ZELIG IMPLOSION DELUXXE – laut los (LP Vinyl)
Wie aus der Fernmeldeanlage einer non-stop durchgetaktet pulsierenden Produktionsstätte dringt eine megaphonisiert verhüllte Stimme durch die verzahnt laufende Betriebsamkeit und verkündet Verse, die nach verwischten Spuren aus Moderne Zeiten oder kryptischen Prophezeiungen aus dem Grammophonzeitalter klingen: "automation, kommunikation, television - kenn ich schon - animation, korruption, faszination - kommt davon". Kurz darauf schon gleicht die Stimme den Fetzen einer letzten Warnung aus einer geborgenen Blackbox, während sich die Belegschaft weiter durch den Rhythmus der Stechuhr schiebt – nicht gewahr werdend, dass der Kollaps längst bevorsteht: "life ain't easy / if you're living in the past / if your talk's input–output / we call it boring boring – that's da look of da world". Das ist das Grundrauschen und subtiles Narrativ dieses Albums. Und trotzdem, oder gerade deswegen, haken g.rag/ zelig implosion deluxxe nach, track by track, und eröffnen genau wie auf dem letzten Album erneut mit einer Begrüßungsfahrt. Und – bei aller Implosion – Wind und Schwung hat diese Fahrt! Der Moog von Prof. Deluxxe gleitet gespentisch leicht auf Zeligs schaukelnden Schienen dahin, die Leinen sind los, g.rag stellt die Weichen, und das Trio ist ein organisches Ganzes."Laut Los" ist die Erweitung von "Schöner Warten" (2018) und gleichzeitig auch Antithese zu "Neue Stadt" (2018), dem aktuellen Album von G.Rag & Die Landlergschwister. Wie schon auf dem Debut-Album "Tanz No Wave" (2016) mit einem Stück von Wire und einem von Palais Schaumburg auf Schöner Warten, enthält das Album neben den Eigenkompositionen eine Coverversion aus Postpunk-NoWave-Zeiten: Mit Viel zu Viel von F.S.K. hören wir g.rag nun den jungen Thomas Meinecke interpretieren, und es ist, als würde uns ein Implosionsmotor nach tausenden von Kilometern Laufzeit mit Kolbenfraß wütend anschnauben. g.rag hat sich diese Stücke nicht nur völlig zu eigen gemacht – er lebt in ihnen, verkörpert sie. *Gutfeeling