JÖRG THOMASIUS – acht gesänge der schwarzen hunde (CD, LP Vinyl)

JÖRG THOMASIUS – acht gesänge der schwarzen hunde (CD, LP Vinyl)

Jörg Thomasius, genannt Tomato, ist Ostberliner Jahrgang 1955 und kam in den frühen 1970ern zu progressiven Sounds, darunter zunehmend elektronischen aus dem unweiten und doch unerreichbaren Westberlin. Die das Radio durch den Eisernen Vorhang strahlt, aber auch in sehnsuchtsgeladenen Plattensammlerkreisen im Osten auftauchen. Über die trifft er auch Andreas Grosser, der heute vor allem als reparierender Mikrophon-Guru legendär ist. Grosser hat früh angefangen, Kontakt zur Westberliner Szene aufzunehmen, von der er nicht zuletzt Technik bezieht, mit der er in einer Gartenlaube in BerlinBiesdorf kongeniale Zeitgeist-Trips fabriziert. Der Anblick dieser verkabelten Wunderkammer Ende 1977, in der er kurz darauf sogar dem LSD spendierenden Terry Riley auf Ostexkursion begegnet, katapultiert den bereits durch erste Tonbandexperimente angefixten Thomasius in die Welt der Elektronik. Grosser wird dabei eine Art Mentor und versorgt ihn auch nach seinem Umzug gen Westberlin weiter mit Geräten und Kontakten. Besonders intensiv wird der zu Conrad Schnitzler, mit dem Thomasius regelmäßig telefoniert, bis sie sich 1985 erstmals treffen. Da war Thomasius allerdings schon 1981 in der DDR-Radiosendung Trend gelandet, wiewohl abseits legaler Strukturen arbeitend, und 1982 auf der anderen Seite des Iron Curtain im englischen Eurock-Fanzine Neumusik unter der Headline "Innovation under adverse conditions", gleich neben dem DDR-Mainstream-Produzenten Wolfgang Fuchs von Pond. Das hier versammelte Material stammt von drei Quellen: der Kassette "Schwarze Hände" mit Produktionen 1980-1985, die u. a. bei Werner Piepers Label Transmitter erschien, der Kröten Kassette "Gesänge der Komparsen" von 1989 und "After Eight" von 1990, die nach dem DFO-Ausstieg auf seinem Tomato-Label kam. Es zeigt in einer zehn Jahre klammernden Auswahl die ganze Bandbreite von Thomasius, der sich eher als experimentierender DIY-Klangerzeuger und weniger als Musiker begriff: von sphärisch-elegische Schwebesounds bis zu skurrilen Kleinoden hoher Verspieltheit, die obskure Sprachfetzen mit schrägen Minimalkonstrukten verweben. *Bureau B

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Release
D 22
Label