KRUDER / DI GIOIA – ---------- (CD, LP Vinyl)
Eine jahrelange Freundschaft bildet das Fundament: Auf ihrem ersten gemeinsamen Album führen Peter Kruder und Roberto Di Gioia ein scheinbar intimes Gespräch, in das wir als Zuhörende indes soghaft hineingezogen werden. Eine wundervoll zauberhafte Musik, in der man sich verlieren, vor allem aber: finden und neu zusammendenken kann. Auf den ersten Blick scheint die beiden Musiker nicht viel zu verbinden: Der gelernte Friseur Peter Kruder hat mit Kruder & Dorfmeister Downbeat revolutioniert - manche würden sagen: erfunden -, das Label G-Stone Recordings gegründet und mit Alben wie "DJ-Kicks" und "The K & D Sessions" von Wien aus die Welt erobert. Kruder & Dorfmeister haben den Sound der Neunziger geprägt, Remixe für Depeche Mode, Madonna und zahlreiche andere angefertigt und nicht zuletzt den Wiener Schmäh in die elektronische Musik eingeführt, während sie Grenzregionen von Ambient, Hip-Hop, Jazz und Trip-Hop ausgelotet haben. Roberto Di Gioia wiederum - Kruder nennt ihn Bobby Eleven Fingers - spielt seit seinem vierten Lebensjahr Klavier und hat bereits als Kind die Beatles auf der Orgel nachgespielt. Die Gioia reifte zu einem der versiertesten deutschen Jazzmusiker heran, spielte mit amerikanischen Legenden wie Art Farmer, James Moody, Woody Shaw und Johnny Griffin sowie in Klaus Doldingers Band Passport. Außerdem hat der Multiinstrumentalist und Produzent mit so unterschiedlichen Künstlern wie Udo Lindenberg, Charlie Watts und The Notwist gearbeitet, gemeinsam mit Max Herre und Samon Kawamura bildet er das Produzententrio KaHeDi. Die beiden spielen eine Ambient-, Downtempo- und Minimal-informierte Musik, die wehmütig, elegisch, stellenweise gar klaustrophobisch ist. Die Weite von Stanley Kubricks "A Space Odyssee" verbinden Tracks wie "Falling Down" mit einem Klagegesang über die Schönheit des sterbenden Planeten Erde und überhaupt einer irrsinnigen visuellen Kraft: Immer wieder denkt man an große Momente der Filmgeschichte, an die Bahnhofszene aus "Once Upon a Time in the West" bei "Bella Arp", an die nächtliche Fahrt durch die Hollywood Hills in David Lynchs "Mullholland Drive", bei "Kusine Limusene" und bei "Lonely Jupiter" kommt einem Rutger Hauers "Tears in the rain"-Monolog aus "Blade Runner" in den Sinn. Es ist Musik, die keinen Text und keine Stimme braucht, die in der Verschränkung von Roberto Di Gioias wehmütigem Spiel und Peter Kruders visionärem Soundverständnis eine inhaltliche Tiefe und Reichhaltigkeit findet, die durch zusätzliche Ebenen automatisch limitiert worden wäre. Das hochmelodische, sprechende Klavier von Roberto Di Gioia korrespondiert auf eine Weise mit der Electronica von Peter Kruder, die einen an die Psychedelic der Siebzigerjahre und die großen Neutöner denken lässt, in ihrem genuinen Umgang mit Repetition und Dynamik ist "-------" frei von akademischen Erwägungen und unbelastet von jeglichem konzeptuellen Überbau. *Recordjet