OLIVIA BLOCK – the mountains pass (LP Vinyl)

Wichtiges neues Werk von Olivia Block. Seit den späten 1990er Jahren ist Block eine Schlüsselfigur in Chicagos pulsierender experimenteller Musikszene. Sie hat ein umfangreiches Werk entwickelt, das auf einem persönlichen, manchmal gefühlsbetonten Zugang zu den studiobasierten Praktiken der Musique-Concrète-Tradition basiert, aber auch Improvisationen, Orchesterstücke, Klanginstallationen und eine anhaltende Beschäftigung mit dem Klavier umfasst. Auf The Mountains Pass, das von Greg Norman bei Steve Albini's Electrical Audio aufgenommen und über einen Zeitraum von drei Jahren akribisch bearbeitet und konstruiert wurde, stößt Block in neues Terrain vor, indem sie ihre Gesangsstimme und das von Jon Mueller gespielte Schlagzeug in fließende Assemblagen einbringt, die sich nahtlos von nachdenklichen Orgeltönen und fragmentierten Pianoläufen zu Explosionen von brodelnden Synthesizern und donnernden Perkussionen bewegen. Wie viele von Blocks früheren Arbeiten, zu denen zum Beispiel eine skulpturale Installation mit dem Klang von Austernbänken gehört, lässt sich auch The Mountains Pass von der Natur und der Tierwelt inspirieren. Die Zeit, die er in einer bestimmten Bergkette im Norden New Mexicos verbracht hat, fließt in diese Suite von Stücken ein, deren Texte und Titel sich vor allem auf die Tierwelt in dieser Gegend beziehen. Der Opener "Northward", der mit weißem Rauschen und zarten synthetischen Knack- und Quietschgeräuschen beginnt, verrät schon bald die besondere Richtung, in die das Album gehen wird. Zu den lyrischen Klavierlinien gesellt sich Blocks zerbrechliche Stimme, die Worte aus der Perspektive von f2754 singt, einem vom Aussterben bedrohten mexikanischen Grauwolf, der im Jahr 2022 mehr als fünfhundert Meilen von Arizona nach New Mexico wanderte. Das Liedfragment bricht schnell ab und hinterlässt ein geisterhaftes elektronisches Summen. Es folgt "The Hermit's Peak", eines der beiden epischen Stücke, die das Herzstück des Albums bilden. Es beginnt mit läutenden, fast Cembalo ähnlichen Tönen und bewegt sich durch Episoden von geräumigem, nachdenklichem Klavier, Jon Müllers funkelnden Becken, stotternden, zerschnittenen Klavierklängen und einem Höhepunkt von keifenden Orgel- und Trompetentönen (gespielt von Thomas Madeja). Die Musik setzt die Erkundung von Vintage-Keyboard- und Synthesizerklängen fort, die bereits auf Blocks Innocent Passage in the Territorial Sea (Room 40, 2021) zu hören war, und erinnert manchmal an die großartigen Werke italienischer Prog-Größen der 70er Jahre wie Franco Battiato oder Arturo Stalteri, wenn man die träge Drift von Synthesizer-, Orgel- und Klaviertönen und den akribischen und doch organischen Fluss ihrer Konstruktion betrachtet. Violet-Green" eröffnet die zweite Seite mit einer weiteren epischen Reise, deren lyrischer Inhalt sich um "ein mysteriöses Vogelsterben und einen Waldbrand" dreht. Blocks kristalline Stimme und die satten Klavierakkorde erinnern zuweilen an die zurückhaltenden Kammermusikstücke von Janet Sherbourne, allerdings fragmentiert und durchzogen von Passagen mit wirren, in der Tonhöhe verbogenen Keyboards, hypnotischen Klängen aus der Ferne, bimmelnden Glocken und brennend verzerrten Synthesizertönen. Auf "f2754" dringt die Freiheit des umherstreifenden Wolfs durch dichte Schichten von schnellen Keyboard-Attacken und langen Orgeltönen über ein treibendes Schlagzeugspiel, das direkt aus der Animal Magnetism-Ära von Arnold Dreyblatt stammt. Diese unverwechselbare Klangwelt findet sich dann als verdunkeltes Spiegelbild im unruhigen, metallisch schimmernden Schlussstück "Ungulates" wieder, das seinen Namen in Anlehnung an einen durch die Berge streifenden Elch erhielt. Wie Battiatos "Clic" oder Gastr del Sols "Upgrade & Afterlife" bewegt sich "The Mountains Pass" in einem unerforschten Terrain, in dem die Schönheit des Gesangs mit einer radikalen formalen Offenheit koexistiert und die tiefe Musikalität und Wärme beleuchtet, die in Blocks Werk schon immer vorhanden waren. *Black Truffle