ANOHNI – hopelessness (CD, LP Vinyl)
In solchen Surroundings ist Antony unschlagbar. Hinter Anohni verbirgt sich Antony Hegarty, die Ex-Sängerin von Antony and the Johnsons, deren androgyne Stimme und virtuose Art des Gesangs immer eine Gänsehaut-Show war und ist. Und besonders mit Tribal Drums, dramatischen Streicherinszenierungen und vor allem elektronischen Texturen ein Gänsehautbringer. Für die "kämpferische Dance-Soul-Kulisse" (Intro) waren die Warp-erpobten Oneohtrixpointnever und Hudson Mohawke verantwortlich, die flächige bis (fast) tanzbare Szenarien entworfen haben. Besonders die erste Hälfte ist wuchtig und furios, glänzt mit entschlackten, aber auf den Punkt gebrachten Songs mit einer Antony, die zudem äusserts engagiert globale Themen verhandelt und besingt und dringend Aktionismus fordert. Z.b. "4 Degrees" zur Pariser Weltklima-Konferenz im Dezember 2015 oder das erschütternd-brutale "Drone Bomb me", ein Song aus Sicht eines jungen afghanischen Mädchens, das von US-Drohnen exekutiert wurde, auch "Obama" bekommt einen Song und die staatliche Überwachung ihr Fett weg. Im 2ten Albumteil entschleunigt das Album hörbar, es wird unfassbarer und die Songs sind weniger einprägsam, die elektronischen Zäsuren mit nur vereinzelt gestreuten Beats, Bässen und Samplesounds bleiben, aber trotz der klaren Handschrift von Hudson Mohawke nähert sich Antony hier ein wenig mehr an das operettenhaft früherer Alben mit den Johnsons und insgesamt atmosphärisch an das Werk von Björk an. Elektronische Musik mit solch nachdrücklicher Message ist selten. *Rough Trade