ANTILOPEN GANG – anarchie und alltag (CD)
Danger Dan, Koljah und Panik Panzer gießen abermals Öl in das ausgebrannte Feuer der hiesigen HipHop-Landschaft. Nicht unbedingt wegen der Machart, den bouncenden Tracks, den rollenden Beats oder dem elektronisierten Apokalypse-Look, auch mögen sie nicht die besten Rapper hierzulande sein und der ganz dunkle Look mit dem Midtempo-Punch ist nicht ultra-originell, aber sie haben coole Ideen und ein exzellentes Gefühl dafür, einen Track unsterblich werden zu lassen. Dieses Album besticht durch Haltung, Intention, der subversiven Inspiration, die es schenkt, dem hochreferenziellen Labyrinth der Absurditäten, Analysen und Aversionen. Keiner anderen Kapelle gelingt die Gruppentherapie so gut, die bei den Antilopen zu einer Waffe wird. Dabei sehen sie auch die eigene Popularität und den ganzen Hype drumherum kritisch und zeigen unkompliziert Möglichkeiten der subversiven Unterwanderung auf ("Das trojanische Pferd"). Großartig, wie sie banküberfallenden RAF-Rentnern einen Abgesang widmen, wie sie anhand gerappter Biographien persönliche Entwicklungen an den extremen Rändern beleuchten. Musikalisch leichtfüssiger sind sie schon auch immer wieder unterwegs, aber selbst dann ist die Ironie immer beißend wie bei der Entdeckung von "Pizza" als global integrativer, essbarer Scheibe, dem Oberflächlichkeitsabrechnungs-Song "Liebe Grüße" feat. Fatoni, der Desorientierungsbeichte "Hilfe" mit Punkrockende oder das mit großartigem Refrain versehene "Flop". Persönlicher wird es auch immer wieder, die eigene Vergangenheit oder Kifferträgheit wird da nicht ausgenommen. Die Antilopen geizen nicht mit Referenzen, ihnen gelingen sprachlich imposante Verbindungen, sie nutzen Metaphern wie z.b. bei der Aufarbeitung der legendären Alien-Sitcom-Figur "Alf". Sie klopfen aberwitzige Sprüche und melancholisieren mit Blicken auf Biographien aus Parallelgesellschaften und unter den Boden ("Fugen im Parkett" feat. Schorsch Kamerun). Selbstüberhöhung und Selbstkasteiung liegen eng beieinander und so manches Lachen bleibt im Hals stecken. Es geht auch um einen Gott, der nicht existiert und eine Welt, die falsch eingerichtet ist, um Lügen und die Gestrigen. Dass der Gang eine geistige Nähe zum Punk attestiert werden kann, macht schon die Fehlfarben-Referenz im Albumtitel deutlich, die Hosen werden eingeseift, Feine Sahne kriegen Props und mit "Baggersee" blasen sie auch eine geile Punkrocknummer durch die Speaker und lassen die Republik im Boden versinken. *Warner