AT THE DRIVE IN – in.ter a.li.a (CD, LP Vinyl)
2017 erschienenes Album nach 17 Jahren! At-The-Drive-In haben in den Mitt-/End-90ern den Rock verändert. Sie sind und waren ein Wirbelsturm an einem heißen Sommertag: Erst herrscht völlige Ruhe und dann fliegt einem alles um die Ohren. Ihr Rezept: Vertrackter Avantgarde-Rock mit den besten aus Punk, Post-Punk, Hardcore, Metal, Emo und Screamo, alles ohne Macho-Gepose; dazu wirre Beats, kryptische Texte und ein völlig durchgedrehten Sänger. Nach At-the-Drive-In war im Rock nichts mehr so, wie es war. Gegründet 1993, zwei tolle Werke und dann im Jahr 2000 der Meilenstein: "Relationship of Command". Der radikale Gegenentwurf zum stumpfen Nu Metal ihrer Zeit: Druckvoll, hart, rau und von imposanter Intelligenz. Eins der wichtigsten Rockalben nach 1980, bis heute. Und das sahen damals viele so - die Band kapitulierte nach dem Riesenerfolg und einer schier unendlichen Welttournee, Begründung: Totale Erschöpfung und Burn-Out. Danach kamen trotzdem viele tolle Werke mit ATDI Members: Soloprojekte, Mars Volta, Sparta und vor 2 Jahren Antemasque und jetzt scheint man nach 17 Jahren soweit zu sein, sich gereift und gestärkt wieder zu vereinen. Und es bleibt ATDI: Unbändige Kraft trifft auf vertrackte Gitarren und eine druckvolle Rhythmussektion. Dazu Cedric am Mikro der alles wegschreit. Bemerkenswert, dass sie keinem Trend nacheifern, sie bleiben mutig und entwickeln ihren Sound; vielleicht klingen sie eine Ecke metallischer, sind hier und da sogar kantiger geworden; die Choral-artigen Emo Refrain Chöre der "Realtionship ..." sind deutlich reduziert, Cedric bleibt allein am Mikro; und was dazu im Bandkollektiv läuft ist die hohe Kunst: Dicht und komplex mit rasanten Wechseln und brachialen Gewitter-Passagen und fein ziselierten (harten) Soundcollagen. Das Album ist dick produziert (an den Reglern: Gitarrist Omar Rodriguez-Lopez und Rich Costey (Muse, Biffy Clyro, Frank Turner), aber auch knallhart, nach vorne und äußerst differenziert um die Vielfalt des Sounds darstellen zu können. Wer keine neue Revolution, aber einen großen Soundschatz erwartet und sich darüber hinaus über pure intelligente Energie freut, darf sich glücklich schätzen. * Rise