CAMERA – phantom of liberty (CD, LP Vinyl)
Wo sind wir gelandet? In der Zeitschleife des modernen Retrofuturismus. Camera verabschieden sich bei Album Nr.3 von ihrer Guerillataktik der Verfremdung in einfacher Perspektive, vielmehr bedient das Trio nun Gerätschaften, dessen Korpus die 70er meint, aber in den 80ern modifiziert wurde. Eine Metaebene der "Krautmusik", bei der Zeit und Raum verwischt sind und Haken in der Endlosigkeit schlägt. Der Opener "Affenfaust" ist tanzbar, die Motorik schlägt Kapriolen und es klingt wie eine Referenz an Harmonia bei "Deluxe (immer wieder). Die Synthies drängeln wie Fanfaren nach vorne, ordnen sich ein, aber nie unter. Groteske Vocalsamples reihen sich ein, es lodert Droneexpressivität und die rhythmische Disziplin beschränkter Leidenschaft. Ihr Sound ist urbaner geworden, abwechslungsreicher und schillernder. Tropfend gewaltig die verzahnten Beats bei "Tjamahal" (kein Schreibfehler) oder im Hintergrund schwelend bei der Ambientkosmetik von "Reindenken Raus" . Dadaesk bei der Hi-Energy-Glam-Wucht von "Nevernine", die klingt wie "Neuschnee" von NEU! 2, also auf 78rpm aufgenommen. 8 drängende Eruptionen, die belegen, das Krautrock ein zeitloses Metier ist. Und Motorik der Rhythmus des Himmels. *Bureau B