EGOTRONIC – keine argumente (CD)
Schluss mit hedonistischem "Raven gegen Deutschland", die Lage ist ernst genug und Egotronic finden auf dem 8ten Album die richtigen Worte und schleudern Deutschland und den Rechten mit dem Powerknopf auf 11 solch schiebende Punkrocknummern wie "Deutschland, Arschloch, Fick Dich", "Scheisse bleibt Scheisse" oder "An Die Wand" (mit der wie Nina Hagen klingenden Frau Mansman als stimmlicher Gegenpart für Torsun) entgegen. Dem Zorn und Biss der Texte und der Verschärfung der Lage entsprechend sind Egotronic so aggressiv unterwegs wie seit ihren Anfangstagen nicht mehr und erinnern mit ihrer Version von Deutsch-Punk immer wieder auch an Jens Rachut und Kommando Sonnenmilch (mit Gegenchor), Oiro oder Feine Sahne. Ja, sie haben musikalisch etwas modifiziert mit einem deutlichen Mehr an Punkrockgitarren und einem Zurückfahren von Electronic auf Casio-artig klingende, unnervige Melodiesprengsel vom Keyboard, die aber vom Powerdrumming und den schiebenden Riffs in Schach gehalten werden. Diese Synthese ist vollauf gelungen und ist auch für Deutschpunk wie eine Botox-Spritze, denn Egotronic kommen auf den Punkt und klingen dringlich und erwachsen, aber weder alt oder kommen sie mit erhobenem Zeigefinger. Das Album ist aber auch eine kleine Zäsur, denn es macht Dampf und widmet sich anstatt Ironie lieber zynischen Bestandsaufnahmen ("Die Hauptstadt der Bewegung", "Hallo Provinz" und "Odenwald") und entstand mit Hilfe von Gästen wie Johnny Weltraum, Rod González (Ärzte) und bei "Deine Melodie" lasen sie den Synthie von Jeans Team auf die Gitarre von Mille von Kreator treffen. Großes, wichtiges Kino mit der richtigen Haltung und wirklich ihr bestes Album! Und weil das auch mit Casio-Ästhetik gut kommt, haben sie das Album auch nochmal vollelektronisch als sympathische 8-Bit-Version aufgenommen (auf der der 2ten CD).*Audiolith
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