EZRA FURMAN – transangelic exodus (CD, LP Vinyl)
Farbiges Vinyl! So wild und knarzig wie hier klang Ezra noch nie. Das Album entstand offensichtlich unter dem Eindruck der momentanen politsichen Stimmung in den USA und wirkt sehr kämpferisch. Auffällig ist der immer an den Nackenhaaren kitzelnde, leicht verzerrte Sound, in dem sich eine latente Agressivität, eine unheimlich Unruhe ausdrückt, sei es auch über das als Kontrast zu ihrer/seiner Stimme eingesetzte tribalistische Schlagzeug oder verzerrten Gitarren-Twang, auch Gebläse, aber seltener als auf dem Vorgänger. Offensichtlich hat sich richtig was angestaut. Ezra Furman nimmt die Position des Aussenseiters ein, propagiert das Anderssein und wendet sich gegen typisch amerikanische Maskulinität á la Trump. Die/der hier 31jährige aus Chicago singt als genderfluider und bisexueller, aber gleichzeitig auch praktizierender Jude von der Liebe im Angesicht der aktuellen gesellschaftlichen Widerstände und wirkt dabei oft fast wie ein wütender Zirkusdirektor, der mit seiner Stimme wie ein Chameleon spielt, er rauht an und lässt sie brechen und kommt dann doch herrlich klar und narrativ rüber, wenn er hier seine fast novellen-artigen Geschichten in einem Soundgewand zwischen Art-Punk und Talking Heads verpackt und sich thematisch zwischen Liebe, Gender, Sexualität und Religion im Kontext der gegenwärtigen Gesellschaft und ihren Problemen aufhält und den Unschuldigen, Verfolgten, Unterdrückten und Bedrohten eine Stimme gibt. Er/Sie vertont die Angst und Verzweiflung, die sich gegenwärtig in seinem Heimatland verbreiten. Das beste, intensivste Album. *Bella Union
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