FELIX HENKELHAUSEN – deranged particles (LP Vinyl)
Es gibt viele Gründe, warum Felix Henkelhausen einer der gefragtesten und allgegenwärtigsten Bassisten in der lebendigen Berliner Jazz- und Improvisationsmusikszene ist. Seine unvergleichliche Technik, seine Hingabe an das Experimentieren mit der Zeit und seine nonchalante Vielseitigkeit erlauben es ihm, sich in die unterschiedlichsten Kontexte einzufügen, in denen seine rhythmische und harmonische Tiefe jedes Projekt, an dem er beteiligt ist, routinemäßig aufwertet. Er ist ein aufmerksamer Zuhörer mit einem Hunger nach neuen Klängen, die weit über die Jazztradition hinausgehen und von denen viele in seiner eigenen Musik auftauchen, wenn auch auf völlig sublimierte Weise. Er kann nicht anders, als neue Ideen aufzusaugen. Im Jahr 2021 nahm er ein Trioalbum mit dem belgischen Keyboarder Bram De Looze und dem amerikanischen Schlagzeugveteranen Eric McPherson auf. Während der Session demonstrierte der Schlagzeuger einige spezifische rhythmische Permutationen, die er zu dieser Zeit erforscht und mit denen er herumgespielt hatte. „Im Grunde sind es 3 / 4 / 5 gleichzeitig, in allen möglichen Umkehrungen“, erinnert sich der Bassist und war so inspiriert, dass er eine neue Reihe von Stücken komponierte, in denen er diese Schemata mit seiner eigenen Stimme umsetzt. Das Stück, das dieses wunderbar dichte neue Album eröffnet, ist dem Schlagzeuger gewidmet, dessen Ideen im Kontext von Deranged Particles völlig umgewandelt wurden. Während Improvisation und intensives Zusammenspiel die Musik prägen, treibt der Bassist das agile Sextett weg von der Jazz-Orthodoxie hin zu einem multivalenten Gebräu, in dem unendlich komplexe rhythmische Muster das Geschehen bestimmen. Das Konzept des Albums stammt zwar von Henkelhausen, wäre aber ohne die hochkarätige Besetzung, die meist schon in anderen Projekten mit dem Bassisten zusammengearbeitet hat, nicht zu realisieren. Mit dem Schlagzeuger Philip Dornbusch spielte er schon als Teenager zusammen, mit Stemeseder fast ebenso lange. Mit Philipp Gropper arbeitet er seit langem in der Gruppe Philm des Tenorsaxophonisten zusammen, die gestimmte Schlagzeugerin Evi Filippou begegnete ihm erstmals im Large Ensemble von Stephen Schultz. Den britischen Trompeter Percy Pursglove kannte er nur vom Hörensagen, aber es besteht wenig Zweifel, dass sein Instinkt richtig war, als er ihn in die Gruppe einlud. Gemeinsam verfügen sie über ein reichhaltiges, abwechslungsreiches Timbre, insbesondere Stemeseder und Filippou, die den perkussiven Schub ausweiten, Farben verschmieren oder kontrapunktische Wunderwerke formen können, zwischen denen sie fließend hin- und herwechseln. *Fun in the Church