GWENDOLINE – c´est a moi ca (CD, LP Vinyl)
Auf dem neuen Album der beiden Jungs aus Brest hört jeder, was er will. Manche würden sie als Jünger von Joy Division oder Bérurier Noir bezeichnen. Andere würden sie als Cold-Wave, Dark-Wave, Chav-Wave bezeichnen. Ihr erstes Album wurde buchstäblich auf dem Tresen geschrieben. Sie haben jedes Recht, auf gyropodfahrende Anzugträger zu scheißen, wenn sie ihre Lieblingsbars gestohlen haben. Man muss sich nur "Le sang de papa et maman" anhören, um festzustellen, aus welchem Brunnen sie den schlammigen Schnaps schöpfen, der aus dieser Platte sprudelt. Auch wenn sie nicht damit prahlen, so reißen sie doch allen sozialen Ungerechtigkeitskämpfern da draußen mit Genuss neue Arschlöcher auf.Einige Songs können gesungen werden, weil sie genug Platz für uns haben. Beim Refrain kann man mitsingen wie bei einem Fußball-Song, aber sie sind nicht auf Stadien aus. Pierre Barrett und Mickaël Olivette, zwei großartige Verlierer, für die "das Ende der Welt mit ihrer Geburt begann", sagen einfach, wie es ist. Sie "scheren sich einen Dreck darum, wie Beaudelaire zu schreiben". Ihre Texte schmecken nach feuchten Bierdeckeln und riechen nach ausgedienten Mikrofonen aus der untersten Schublade. Jeder Track ist eine Gelegenheit, auf jeden Aspekt des Lebens zu spucken, der danach gefragt hat: Ferienclubs, die Generation davor, die Generation danach, billiges Leben, Trash-TV. Und sich selbst, denn sie haben Wichtigeres zu tun, als sozialverträgliche Pläne zu entwerfen.Das französische Duo versteht es nicht, wenn die It-Crowd nach Jahren der Untätigkeit Selfies mit ihnen machen will. Und mit dem neuen Album, das in der Bretagne konzipiert und aufgenommen wurde, wird es auch nicht besser. Die düsteren, radikalen und knallharten Instrumentalstücke (Jake und Romain, Gitarre/Keyboards) geben Pierre und Micka eine starke Leiter, um aus großer Höhe in die Parade zu pissen.Wenn man sie liebt, kotzt es sie wahrscheinlich schon an. Ihre Wut fühlt sich einbrüstig und gerecht an. Wir können uns keine Nuancen leisten, wenn alles wie verdorbene Butter schmeckt. *Born Bad