KINDERZIMMER PRODUCTIONS – todesverachtung to go (CD, LP Vinyl)
Als ob sich 12 Jahre lang alles angestaut hätte und jetzt unbedingt raus muss. Erstklassiger Album-Return des Ulmer Duos, mit dem MC Textor und Quasi Modo ihren sehr früh und eigeständig entwickelten Ansatz weiter verfolgen. Teil des Plans ist es, planlos schier endlose Räume zu bauen, in denen sich Bassläufe verirren können, durch die Orgeln spuken, Stimmen abheben und Drums wie Heuballen rollen. Nur hier hat Textor genügend Platz, sich durch ein Niemandsland zwischen Gymnasiastensprech und Battle-Rap zu assoziieren. Exquisite Jazz-Licks mit schleifenden Drumloops und schwebenden Sounds mit hinkender Spezial-Rhythmik sorgen genauso für manchen irren musikalischen Unterbau wie Boom-Baps-Beats oder auf den Punkt gebrachter funky Minimalismus, wobei gerade die Drums als rollende Unterlagen für die Raps von Textor funktionieren. Es geht um Mehrdimensionalität in Text und Musik, also nicht zwingend, was man sagt, sondern "die Art, in der man Scheiße labert". Und am Ende ist das Rap, wie es immer schon Rap war. "Die Leute dachten, ich mach smarten Rapp, doch ich bin – dödum dödum – 'Shark Attack'!" So rappt es Textor in "Es kommt in Wellen", einem brummenden, smarten, funkigen, unterhaltsamen Brecher, der anrollt wie zugekiffte Deichkinder und zum "Arsch versohlen mit Badeschlappen" lädt. Als Gäste surfen mit: Fettes Brot, Flo Mega und Fantasma Goria. *Grönland