KREIDLER – den (CD, LP Vinyl)
Hier müssen wieder die Analogien zum Wein hervorgeholt werden. Je reifer, desto besser. Und man sollte auch nicht vergessen, dass alle Mitglieder zuletzt beachtliche Alben solo oder mit Seitenprojekten veröffentlicht haben. Kreidler sind verdammt gut in Schuss auf diesem Album. Der auch tolle Vorgänger "Tank" markierte eine schlagzeuglastige wie höchst-überzeugende Rückkehr der 1994 gegründeten Düsseldorfer Elektronikband, die die Sache hier musikalischer, melodiöser angehen. Aber alles klingt hier wie gemeisselt. Schon das Eröffnungsstück "Sun" ist von beseelter Schönheit, die ein bisschen an Brian Eno erinnert, als der noch am Songwriting interessiert war. Klasse, wie immer wieder die Gitarre aus dem Off hochkommt, der Beat eingreift, die Spannung sich entwickelt. Das ist sowieso ihre große Qualität, wie sie Spannung erzeugen, halten, verlängern, mit unterschiedlichsten Mitteln. Das Schlagzeug und der Bass sind repetitiver, die Melodien von Synthies und Gitarren und Saiteninstrumenten greifen perfekt ineinander. Bei "Deadwringer" umspielen gegenläufige Melodien eine stoische, aber lichte Architektur, "Rote Wüste" zeigt sich als ein geheimnisvolles Gemälde. Das schwer groovende, "Cascade" erinnert ein wenig an Kraftwerk, "Moth Race" glänzt mit einem großartigen Clash aus Old-School-Drummaschinensounds und einem 303er-Beepersynthie. Kreidler 2012: eine gleitende Maschine, magnetisch, chromglänzend, sich selbst in sich selbst spiegelnd. *Bureau B