MITTEKILL – die montierte gesellschaft (CD, LP Vinyl)
Eines der originellsten deutschsprachigen Alben der letzten Jahren, auf dem musikalisch Dinge zusammengebracht werden, die man so nie zusammendenkt. Von der Tradition sozialistischer Arbeiterlieder, mit dem Einfluss der Sounds des Balkan bis hin zu leicht vergilbtem Chanson, Marschorchester, Chorgesang und Couplets auf der einen Seite, auf der anderen elektronische Grundierungen verschiedenster Art, etwas Trap, etwas Rap, Synth-Pop und grimey Beats. Die hier entfaltete, entworfene Utopie der montierten Gesellschaft entstand in verschiedenen Projekten und Begegnungen in Freiburg, Belgrad, Athen oder Berlin – am Theater, im Transporter, auf Brücken, in Heimen oder im Studio, immer dabei war Friedrich Greiling als Direktor des Ganzen. Ein Album wie ein Buch, das aktuelle gesellschaftliche Themen wie Öffnung, Vermischung, Migration und Teilhabe auf sprachlich intelligente wie subtile Weise behandelt, mit verschiedenen Protagonisten, mit hoher musikalischer Abwechslung, mit doppelten Böden und der intelligenten wie klasse umgesetzten Verhandlung von Themen wie Opfer/Täter, der Zukunft der Linken, Wachstum, Wertekanon, Vernunft, den Ängsten des in zufälliger Normalität lebenden Subjekts bis hin zum implantierten personal Chip. Ein textlich und musikalisch inspiriertes wie inspirierendes Album wie ein Theaterstück oder ein Buch, mit verschiedenen Charakteren und Stimmen und viel Abwechslung und einem roten Faden. Und irgendwie auch eine Antwort auf das Schwabinggrad Ballet-Album. Lässt sich durchaus als Entwurf popkultureller Willkommenskultur lesen. *Weltgast