MOLA – das leben ist schön (LP Vinyl)

Crystal Clear Vinyl-Repress der verflixten zweiten Platte, fast zynisch, ironisch oder einfach nur naiv? Letztlich ist es egal, denn wenn einen dieses spontane, von jeglicher Rationalität weit entfernte Gefühl überkommt, stellt man keine Fragen. Es schmeckt wie die Melancholie eines Sommers in seinen letzten Atemzügen, wie der letzte Drink einer kompromisslos verrückten Nacht. Mola´s Musik ist die ungeschminkte Antithese zu einer rosigen Welt. Sie feiert sich zu Tode, zieht einen in ihr inneres Chaos und verzichtet auf die übliche romantisierende Verklärung der gnadenlosen Orientierungslosigkeit, die einen auf dem Heimweg nach der letzten Zigarette einholt. Mola weiß besser als jeder andere, dass sie eine Grenzgängerin ist - und sie hat nie einen Hehl daraus gemacht. Vielleicht war es Schicksal, dass der Lauf der Dinge sie kurz nach ihrer Geburt im italienischen Erba in Deutschlands strengster Metropole ausgesetzt hat. In München, wo freies Fliegen und freies Fallen etwas komplizierter sind als in der Kloake von Berlin, wo man Isabella Streifeneder und ihre Musik ganz selbstverständlich verorten würde, wenn man es nicht besser wüsste. Vorübergehend auf Intimität reduziert, um dann in ikonischem 80er-Jahre "Purpel Rain"-Pathos zu eskalieren, illustriert Mola das emotionale Chaos, das der innere Dialog von linker und rechter Gehirnhälfte in ihr auslöst. Unkonventionelle Popmusik, die die Nonchalance großer Soul-Hymnen, die Anmut der Italo-Disco der Achtziger und die Unverfrorenheit lasziver Hip-Hop-Knaller bündelt, statt mit Gewalt modern klingen zu wollen. Mola zelebriert Niederlagen, entlarvt Lebenslügen, kritisiert das Erwachsensein, dokumentiert radikale Stimmungsschwankungen. Sie balanciert im Ballkleid am Abgrund entlang, scherzt über Dinge, über die man nicht scherzt, preist und verflucht Rausch und Liebe - "Vino Bianco schmeckt nicht mehr nach Dolce Vita, sondern nur noch nach Verlieren". *Eskapaden