TEXTOR – schwarz gold blau (CD)
Gut, dass er weiter macht, Henrik von Holtum, die Stimme der leider aufgelösten Kinderzimmer Productions (Deutscher Hiphop für Nicht-Hiphopper) ist zurück. Seine Gabe, Beobachtungen in tolle Sätze und Formulierungen zu packen, ist auch hier umwerfend. Er warnt vor Mädels mit "Louis Vuittons Tattoo", beschreibt perfekt das Wochenend-Leben in der Provinz mit Vorglühen für die Großraumdisco bei "Lift off", steht "Vorm Schleckermarkt oder geht "Hungrig ins Bett". Und wirft auch noch eine musikalisch anders grundierte Version von "Sie kriegen uns nie" in die Runde oder macht aus dem Mitgröhlklassiker "Kreuzberger Nächte" einen wunderschönen Kaffehausblues. Mit Hiphop hat das Album wenig zu tun. Jazz, Chanson, Kaffeehausmusik, etwas Klassik, Blues und Pop sind die Koordinaten, an denen er sich entlang bewegt. Und dazu gehört doch immer wieder auch mal ein guter Schuss Melancholie, den man so beim Kinderzimmer nie zu hören bekam. Begleitet wird er dabei neben dem immer präsenten Bass von Streichern, Gitarre und Klavier. Ein feines Album des Ulmers, das nicht den Erwartungen entspricht und durch das feine Zusammenspiel der reduzierten Instrumentierungen und Wortgewandtheit seinen eigenen erwachsenen Reiz jenseits des Kinderzimmers entfaltet. *Trikont