VIAGRA BOYS – welfare jazz (CD)
Die Outsidertruppe aus Stockholm beweist auf dem 2021er-Album nicht nur ihr geniales Händchen für den von bisherigen Veröffentlichungen bekannten, direkten, schneidenden, unwiderstehlichen Postpunk mit Trümmerbass und eingestreuten Saxophoninlays als Grundlage für die Artikulation von Unbändigkeit und Freiheit (z.B. "Ain´t nice"), was auch grandios instrumental funktioniert (siehe die Killernummer "6 Shooter") oder mit schrägen Ideen, Lament-Strophen und angepopptem Refrains immer wieder kolossal garniert wird. Sie wenden sich auf ihrem 2ten Longplayer vermehrt auch verschiedenen Ausprägungen eines eigen interpretierten Blues zu, haben ihr Ausdruckspanorama mit musikalischer Detailliebe weiter erweitert und verfeinert und legen eine fast durchweg rauhe Vielfältigkeit an den Tag, die sich auch Ausdrucksformen von 80er Jahre-New Wave mit auch Synthwänden als Unterlagen bedient, um der eigenen Unterschicht-Herkunft gerecht zu werden ("Creatures") und auch immer wieder kleine Jazzmomente integriert und einen auch mit shuffelndem Post-Disco-Boogie auf die Tanzfläche schiebt ("Girls & Boy"). Sänger Sebastian Murphy zeigt dabei seine ganze Klasse in den verschiedenen Song- und Sound-Szenarien, die er extrovertiert-exaltiert meistert mit seiner anpassungsfähigen Stimme, die Seele, Lament, Ausbrüche und Emotionalität jeglicher Art fantastisch meistert. Ein großer Albumwurf, der die Versprechen der brillianten Vorgänger-Releases einlöst und toppt. * Year001