BON IVER – 22, a million (CD, LP Vinyl)
Vinyl mit Klappcover! Ein in seinen Ausmaßen unerwartetes, weil fast überlebensgroßes Statement von einem, von dem wir wußten, dass er es kann, hat Justin Vernon doch mit seinem in abgelegener Einsamkeit entworfenen Debut schon einen Klassiker vorgelegt. Sein 3tes Album geht wiederum tief, aber anders. Vernon überwindet hier das klassische Songformat mit einer eigenartigen Form ätherischer Dekonstruktion seines Unter-die-Haut-Stiles. Musik mit Brüchen und nicht ohne experimentellen Approach, die mit Hilfe von Effektgeräten und elektronischen Mitteln eine neue Soundästhetik generiert. Dafür braucht er in erster Linie nur seine Stimme und Technologie. Er wagt viel und gewinnt viel, indem er den Autotune-Effekt nutzt, um ein A Capella-Stück herrlich in den Sumpf zu spüren oder zu quer schiessenden Tribalbeats und umeinander irrenden Instrumentelines mit Hilfe von Brüchen und nie gehörten Kratzeffekten absolutes Songneuland der faszinierendsten Art zu betreten wie bei 10 D e a t h b r e a s t. Sein beseelter Gesang entfaltet neue Wirkungen in neuen Räumen, in denen oft ein Stück weit verhallt-atmosphärischer Jazz in Gestalt von auch mäandrierenden Einsamkeitssaxophonen neben perlender Electronica eine wesentliche Rolle spielt. Dabei bricht er auch nicht aus der Ahnenlinie des Folk aus, sondern es gelingt ihm in der Tat ohne Aufregung und mit ungekannter Ästhetik, neue Welten am Rande dieses alten Genres zu erschaffen - mit Blick in die Zukunft. Teils ist das Album Liebesbrief, teils das innere Eingeständnis, nach 2 Jahrzehnten versuchter Selbstfindung, doch vielleicht niemals zu sich selbst zu finden, auch optisch sehr ansprechend umgesetzt mit zahlreichen Symbolen. War das Vorgängeralbum in physischen Räumen verwurzelt, dreht sich das neue Album um das Loslassen des Gebunden-Seins an einen Ort. Der Großteil des Albums wurde von Vernon mit Freunden und Kollegen zu weiten Teilen in den April Base Studios in Fall Creek, aufgenommen und produziert. *Jagjaguwar.