RYLEY WALKER – lillywhite sessions (CD, LP Vinyl)
Ryley Walker ist ein Experimentalist besonderer Güte, der für sein neues Album einen überraschenden Ansatz wählt; interpretiert er doch das nie veröffentlichte 2001er Album „Lilywhite“ der Jamrockband Dave Matthews Band, die eher für ihren zugänglichen Sound bekannt sind, auf faszinierend verquere Art und Weise, in der Spiritual/Free Jazz, Indierock, Psychfolk, Improvisation und Postrock eine weite Spannbreite einnehmen, die rein gar nichts mehr mit den Songs der DMB zu tun haben. Komplex-spontane Abstraktionen in Longtracks -ausgeschriebene Songs werden bei ihm live zur Spielwiese schwindelerregender Spontankompositionen. Diesen Ansatz wählte er auch für das dutzend Tracks dieses langen Albums; wiederum fungierte die virtuose Chicagoer Jazz-Szene als kongeniale Begleitung: ein simpler, popaffiner Opener wie „Busted Stuff „ wird in Ryleys Bearbeitung zu einem jazzig-hypnotischen Postrock-Crescendo, eine unscheinbare Ballade wie „Bartender“erfährt eine Spiritual Jazz-Richtungsgebung und ein eher alberner Rocker wie „Diggin‘ a Ditch“ taucht mit seiner Verzerrung und rohen Energie tief in den Indierock a la`Dinosaur jr. ab. Keiner der Songs ist vorhersehbar: Unisono-Freakout-Parts wechseln sich mit filigranen Gitarrenspiel, komplizierten Taktgebungen, Backgroundstimmen, epischen Instrumentaltrips und wagemutigen Soli ab, während Ryley mit seiner Stimme sich jeden Song zu eigen macht. Ohne Frage handelt es sich mit diesem Kunstwerk um sein bisher ambitioniertestes Album, fordend, variantenreich, progressiv, psychedelisch und überbordend kreativ. *Dead Oceans