TOCOTRONIC – golden years (CD, LP Vinyl)

*** Limitiertes clear Vinyl (LPcol). Das vierzehnte Album beginnt düster und intensiv im Lichterschein von "Der Tod ist ein Traum", einem elegischen Start, der aber auch eine Finte ist. Das folgende "Bleib am Leben" lädt mit simplen Reimen zum Lächeln ein und verweist in die musikalischen Frühtage der Band. Nach dem polkaesk-schunkelig-radiokompatiblen Titelsong, der das analoge Leben fast countryesk feiert, laufen die Tocos musikalisch und textlich immer mehr zu großer Form auf. Musikalisch sind sie mit bestem, abwechslungsreichem Indierockriffing unterwegs, integrieren gekonnt verzerrte Noiseleien und rockige Lautmalerei und kontrastieren sie mit unverzerrten Schrammelgitarren-Akkordfolgen. Je länger das Album läuft, desto besser und origineller wird es bis hin zum faszinierenden Enfant Terrible-Song "Der Seher" und dem verschmitzten Singer-Songwritersong "Ich schreibe jeden Tag einen neuen Song". Die Songs davor reisen vom Ausgangspunkt unserer düsteren Gegenwart zurück in eine Vergangenheit, die ohne Nostalgiebögen in goldenem Glanz erstrahlt. Da gehört "Bye Bye Berlin" genauso dazu wie das faszinierende, textlich mysteriöse "Ein Rockstar stirbt zum zweiten Mal" und das gesellschaftpolitische Bewusstsein von "Denn sie wissen was sie tun", einem friedfertigen Agitationssong gegen das Böse. Das Album verweist aber immer wieder auch ins Persönliche, es glänzt mit musikalischer Abwechslung und drönt auch schwer mit Distortionfolk wie bei "Mein unfreiwillig asoziales Jahr. *Epic/Sony