YELKA – for (LP Vinyl)
Zehn Alben in drei Jahren. Das ist immer noch die kosmische Mission des Berliner Post-Kraut-Trios mit Daniel Meteo, Christian Obermaier und Namensvetter Yelka Wehmeier . Mit dem Album "For" gab es einen Labelwechsel. Nachdem sie 2023 drei Alben mit Maurice Summen, dem Chef von Fun In The Church, veröffentlicht hatten, übergaben sie die Labelverantwortung an Karaoke Kalk. Karaoke Kalk ist ein befreundetes Label, das in Köln gegründet wurde und für die Etablierung der Berliner Post-Wende-Szene bekannt ist. Auch das vierte Album des Trios ist mit Arne Berger im Popschutz Studio entstanden, und das Team ist definitiv eingespielt. Anstatt die geplanten Tracks aufzunehmen, entschied sich die Band für eine improvisierte Session, und alle Tracks, bis auf das krauty Doors-Cover "The Crystal Ship", entstanden in 5 Tagen im Studio, meist im ersten oder zweiten Take, aber mit deutlich mehr Overdubs - Keyboards, Backing Vocals, zweite und dritte Gitarre, Percussion und Piano. Der Sound von "For" ist wärmer geworden, und das Album beginnt mit einer Art 60s-Kinks-Feeling. Insgesamt ist die aktuelle Platte viel ausgelassener geworden - wie Alice im Wunderland scheinen Yelka im Opener "Smile (Into Skies)" die Unschuld der Dinge wiederherstellen zu wollen, was zu einem erhebenden Wanderlied für experimentierfreudige Outdoor-Bohèmiens führt. Das Nachfolge-Stück "The Boar" spricht alle aus dem Norden, Süden, Westen und Osten an und hier begegnen Yelka auf ihren Reisen einer Horde Wildschweine, bevor der Gesang kaum noch verständlich und geisterhaft rückwärtsgespult wird und plötzlich wie Damo Suzuki von Can auf dem Höhepunkt der Tago-Mago-Zeit klingt. Yelka´s "Crystal Ship" schließlich segelt mit den Wildschweinen einfach davon in ferne 4D-Welten zwischen den Cocteau Twins und X-Mal Deutschland. Im ersten Instrumental des Albums "Is this enough?" kehrt die Band die Spur um wie Jimi Hendrix in seinem Electric Ladyland, und wir tauchen immer tiefer in den unendlichen Himmel ein, bis Yelka mit "MM" schließlich auf neu ausgetretenen Soundpfaden bei ihren Anfängen auf dem Debütalbum "Nowhere Jive" ankommen. An der beliebten Schnittstelle von Post-Rock und Jazz, wo auch Gastsänger Bela Hagel gerne mal verweilt: "Sie wissen", das weiß er auch! Sicherlich hätte auch Rolf-Ulrich Kaiser mit seinem schamanistischen Gesang auf seinem Label "Kosmische Kuriere" viel Spaß gehabt. Die Gitarren klingen wie eine Wüste, und der Hall erinnert an den weiten Raum im Eröffnungstrack "Skies". Schließlich landen wir in Amerika, oder besser gesagt, YELKA stellen sich die melancholische Frage, ob noch jemand mit ihnen nach Amerika reisen will, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, den Zufluchtsort für Künstlerseelen in aller Welt. "Do you wanna dance?" fragt Yelka Wehmeier schließlich, während ein Refrain in bester Sun-Ra-Manier mantraartig "Cold dogs, cool cats" wiederholt. Die ganze Band singt. Alles klingt gut. *Karaoke Kalk