AGNES OBEL – citizen of glass (CD)
Mit dem atemberaubenden "Stretch your eyes" beginnt das dritte Album. Der Moment, in dem Agnes Stimme zu den Streichern einsetzt, ist eigentlich Vocaljazz a la Melanie Di Basio. Der halb-experimentelle Song klingt wie ein verschütteter Bondsong in Kammer-Pop, von Agnes grandios mit tiefstmöglicher Stimme gesungen, wow. Die in Berlin lebende Dänin hat erstmals über komplette Albumlänge im Alleingang komponiert und aufgenommen, thematisch folgt das Album dem in Deutschland existierenden Begriff des gläsernen Bürgers und der damit verbundenen Thematik der Grenzen des Privaten, aber auch der Doppeldeutigkeit des Begriffs. Obel steht bei den 10 Songs natürlich im Vordergrund, aber es fällt immer wieder auf, wie sie ihr Klavierspiel einige Male zugunsten der großartigen Streicher zurückgenommen hat (John Corban an der Geige sowie Kristina Koropecki und Charlotte Danhier an den Cellos). Überhaupt lebt das Album sehr von seiner intimen Atmosphäre. Kein Ton, kein Instrument zuviel, alles am richtigen Platz innerhalb eines knisternden Minimalismus. Fantastisch das Melodiengespür. Ergreifend die Arrangements. Manchmal auch chorale Passagen. Überhaupt wagt sie ein paar neue Dinge, was der Abwechslung sehr gut tut und dem Album ein paar besondere Reize schenkt. Und sie dringt explizit hier nicht etwa in Popbereiche ein (wenn dann Kammerpop....), sondern bewegt sich elegant und gekonnt zwischen Neoklassik und kunstvollem Songwriting. *PIAS